Bauen

Unser Dorf soll Dorf bleiben

Unser Dorf soll unser Dorf bleiben. Daher sind wir für ortsangepasstes, mäßiges Bauen.

Wir wollen den Flächenverbrauch begrenzen und fordern Zurückhaltung bei der Bebauung im Außenbereich.

Wir wollen den lebendigen, dörflichen Charakter der Ortsteile und die Denkmäler unserer Gemeinde erhalten.

Wir setzen uns weiterhin für den Dampfersteg in Ammerland ein.

Wir wollen alle Einheimischen unterstützen, die ihrer Familie eine Zukunft in unserer Gemeinde
sichern wollen (Einheimischen-Modell, Bauberatung, Vorrang für Einheimische bei Bauanträgen).

Wir vertreten die Interessen der Menschen, die hier wohnen!

Tag des Offenen Denkmals

Gemeinde Münsing, Ammerland – Schlosskapelle, Nördliche Seestraße 11

 Die Schlosskapelle wurde 1683-85 vermutlich von Caspar Feichtmayr dem Älteren parallel zum Neubau des Fürstbischöflichen Schlosses in Ammerland erbaut. Feichtmayr ist auch der Baumeister des Schlosses und Hofmark Allmannshausen, das etwas später nördlich in unmittelbarer Nähe am Starnberger See entstand.

Die Schlosskapelle war nicht die Hauskapelle der Fürstbischöfe. Die Herren besaßen im Nordturm eine Hauskapelle, die die Andacht geschützt und warm ermöglichte. 1728 erhielt sie ihre Sakristei als seitlichen Anbau. Anschaulich zeichnen die Stiche von Michael Wening (1701)die Gesamtanlage. Die Kapelle geht auf eine Stiftung an die Kirchenstiftung Münsing aus dem Jahr 1682 zurück. Nach ca. einem halben Jahrhundert in der Obhut der Fürstbischöfe erlebte sie eine wechselhafte Geschichte. Der kürzlich verstorbene Fischmeister Sylvester Huber oder Schreinermeister Josef Wagner erzählten aus Kindheit und Jugendzeit, als die Kapelle noch Gottesdienste erlebte.

Nach dem 2. Weltkrieg fehlten die finanziellen Mittel überall, so auch bei der Kapelle. Wind und Wetter, verbunden mit der großen Seenähe, förderten den Verfall des kleinen Gotteshauses. Dietrich Dr. Freiherr von Laßberg, Ammerland, nahm sich in den 70er Jahren der Rettung der Kapelle an. Gemeinsam mit einer Gruppe heimatverbundener Menschen, trieb er die Sanierung und deren Finanzierung voran und sehr bald traten alle in den Ostuferschutzverband ein. Die Gruppe hatte ca. 20.000 DM zur dringenden Sanierung gesammelt. 1986 grundsanierte das zuständige Erzbischöfliche Ordinariat München-Freising die Kapelle. Die Fundierung wurde ertüchtigt und gesichert, die Wände trocken gelegt und neu verputzt, der kleine Baum im Kirchenschiff entfernt und das Dach erneuert. Aus unbekannten Gründen wurde diese Baumaßnahme nicht abgeschlossen. Der neu eingezogene Zaun der Schlossbesitzer sperrte die Öffentlichkeit aus dem Privatgrundstück, der alte Eingang war nicht mehr erreichbar.

Bereits in den 90er Jahren entwickelte der Ostuferschutzverband zusammen mit der Kirche und den Denkmalbehörden ein neues Konzept mit einem Zugang von Süden, der den Verzicht eines Fensters erfordert hätte, aber mit einem neuen Zugang die Kapelle erreichbar gemacht hätte. Diese neue Lösung fand letztlich nicht die Zustimmung aller, so dass wieder Ruhe im kirchlichen Haus einkehrte.

2007 startete der OSV erneut mit weiblichem Charme und professionellem Wissen: Baronin Christa von Laßberg, Annabel von Boetticher und Ursula Scriba nahmen die Arbeit auf. Im Alten Schloss bei einem guten Aperitif schmiedeten Schlossherrn und die Arbeitsgruppe des OSV Pläne. Mit Herrn Pfarrer Kirchbichler und der Kirchenstiftung Münsing, Kreisheimatpflegerin Maria Mannes, dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Erzbischöflichen Ordinariat, sowie der Unteren Denkmalschutzbehörde entwickelten die Beteiligten ein klares Sanierungskonzept. Der neue Eingang im Osten an der Nördlichen Seestraße in die Sakristei ermöglichte eine völlig konfliktfreie Lösung des alten Problems. Einzig mit dem Staatlichen Bauamt Weilheim waren Sicherheitsfragen zu klären. Schritt für Schritt konnten Lösungen abgestimmt und ausgeführt werden. Die Entscheidung im Inneren fiel zu Gunsten einer Fassung des 19. Jahrhunderts.

In einem ersten Schritt brach die Fa. Krämmel eine Tür in die Fassade der Sakristei an der Nördlichen Seestraße. Der Zugang war da! Bei Raumschale und Altarmensa standen Bestandsanalysen an erster Stelle, die eine sichere Neufassung unter Erhalt der Originalschichten ermöglichten. Die Kirchenmaler Engel und Paric gewannen den Wettbewerb, Restauratoren mit denen besonders Kirchenpfleger Robert Müller bei Sanierung und Restaurierung der Münsinger Kirche Maria Himmelfahrt bereits Erfahrungen gesammelt hatte. Die Kirchenmaler schenkten uns eine feinabgestimmte Raumschale mit dem so lange erträumten Sternenhimmel und großer räumlicher Tiefenwirkung. Die Schreinerei Will hatte die Fensterrahmen restauriert und eine neue Eingangstür geschaffen. Die Meyersche Hofkunstanstalt lieferte basierend auf erhaltenen Farb- und Formmustern die zwei fehlenden, farbigen Südfenster im rautenförmigen Blau-Licht Ocker bleigefasst. Die Sakristei Fenster sind farblos, mit Blick in den Garten (mit Zustimmung des freundlichen Nachbarn) und lassen die Sonne herein. Der Verzicht auf die Rekonstruktion des hölzernen Altaraufsatzes brachte den gestalterischen Höhepunkt der „Filialkirche Heilige Drei Könige“. Beraten von Pfarrer Kirchbichler (ein Besuch in der Ambacher Kapelle mit den Glasfenstern von Leonard Faustner) fand Glaskünstler Bernd Nestler in seiner ehemaligen Wirkungsstätte dem Regensburger Dom das von uns gesuchte Motiv des Patroziniums: Die Heiligen Drei Könige. Pfarrer Kirchbichler erläuterte, Fürstbischof Josef Clemens von Bayern und seine Nachfolger waren Erzbischöfe von Köln (Kölner Dom) – so erhielt das Gotteshaus in Ammerland sein Patrozinium. Wer bei Sonnenschein von oben auf den See schaut, sieht den geschweiften Stern auf der Kirchturmspitze blitzen.

Die letzten Schritte sind in Arbeit: Schreiner Josef Wagner (Gabriel-von-Max-Denkmalpreis 2015 für sein Handwerkerhaus ein paar Schritte weiter südlich) baut die so wichtige Differenztreppe des neuen Eingangs, die Leuchten werden entwickelt, die Außenhaut des Kircherls muss noch gestrichen werden. Wir stehen jetzt vor dem Abschluss des ersten Bauabschnitts, den eigentlichen Baumaßnahmen, und erarbeiten uns die sakralen Vorgaben und Elemente des 2. Bauabschnitts Innenausstattung.

Die Finanzierung setzt sich zusammen aus Mitteln des Ostuferschutzverbands wie 20.000 DM vom Heimatbund – Freiherr von Laßberg, eigene Mittel des OSV, die fortwährend gesteigert wurden mit Hilfe zahlreicher Benefizkonzerte (Pianist Prof. Johannes Umbreit u.a. mit Anne Weber (Violine) bis 2018, Bariton David Greiner (2018), Organist Prof. Edgar Krapp und Pianist Prof. Markus Bellheim (2018), sowie großzügiger Privatspenden. Dazu konnten wir Förderungen für uns erreichen wie Landkreis Bad-Tölz-Wolfratshausen, Bezirk Oberbayern, Landesamt für Denkmalpflege, die Gemeinde Münsing, die Messerschmitt-Stiftung, die Irmingard-Haussmann-Stiftung, die Meitinger-Stiftung. Allen dankt der Ostuferschutzverband sehr, sehr herzlich.

Für den Verband sei hier genannt das Bauteam mit Ursula Scriba (Projektleitung, Architektur), Klaus Reid (Statik), Manfred Stecher (Elektrotechnik, Finanzen), Fritz Noppes (Sanierungsberatung), Elisabeth Prinzessin Biron von Curland (Künstlerische Beratung).

Die Schlosskapelle ist nicht groß, dennoch müssen die gleichen Schritte gegangen werden, wie bei einer größeren Kirche – das ist anstrengend, aber beglückend.

Ziel der Kirchenstiftung Münsing und des Ostuferschutzverbandes ist die offene Tür für alle, die dieses Gotteshaus betreten wollen und vielleicht eine stille Andacht verrichten wollen.

Ursula Scriba

  1. Vorstand des Ostuferschutzverbandes, Ammerland 04.09.2019

Villa Max liegt bei Gericht

Die Villa Felshof oder Villa Max II in Ambach

In Ambach, südlich des Kugelmühlbachs, nahe Landgasthaus und Fischerei Huber und Fischer Hirn, sehen Sie eine ungewöhnliche Villa am Hang mit herrlichem Fernblick auf den Starnberger See, die Berge, die Hauslandschaft Ambachs mit Fischerhäusern und der denkmalgeschützten Villa Riedel – eine Emanuel von Seidl Villa, die umgangssprachlich auch Ministervilla genannt wird. (Bauherr Emil von Riedel war Ende des 19. Jahrhunderts Bayerischer Finanzminister.)

Bauherrin Charlotte Felshof, Witwe des Bankiers Max Felshof, hatte von Familie Hirn ein Stück Land erwerben können. Die frühe Villa 1872 erbaut mit in bäuerlicher Tradition flachem Satteldach und zwei Geschossen ist fast unverändert bis heute erhalten. Der Gutachter des Landesamtes für Denkmalpflege entschied eine Aufnahme in die Liste der Bayerischen Baudenkmäler nach Anregung von dritter Seite (hier denke ich an unser Ehrenmitglied Kreisheimatpflegerin a.D. und den OSV).

Ein weiterer Grund für die Aufnahme in die Liste ist der Kauf der Villa 1893 durch Gabriel von Max, herausragender Malerfürst, der mit seinem Einzug die Villa zur Künstlervilla erhob.

Der Gabriel von Max Denkmalpreis 2018

Brief an den Ostuferschutzverband von der Kunsthistorikerin Frau Dr. V. Karnapp

Die vielen Zeitungsartikel über die Verleihung des Gabriel-von-Max-Denkmalpreises an das „Jägerhaus“ oder auch „Villa Rambaldi“ genannte alte Haus in Allmannshausen haben gezeigt, wie wichtig es ist, immer wieder auf architektonische Besonderheiten am Ostufer des Starnberger Sees aufmerksam zu machen. Durch diese Würdigung werden nicht nur die Mühen der Besitzer anerkannt, die das Haus in gutem Zustand halten, sondern es wird darüber hinaus auch die Aufmerksamkeit auf Schützenswertes in dieser Region gerichtet.

Damit hat das „Jägerhaus“ Vorbild-Charakter für viele Häuser am Ostufer des Starnberger Sees. Dieser Gabriel-von-Max-Denkmalpreis weist auf Besonderes hin, denn diese ausgewählten Bauten prägen das Landschaftsbild, der jetzt so oft zitierten „Heimat“.

Deshalb kann man nicht genug dankbar sein, dass sich der Ostuferschutzverband als Sprachrohr engagierter Bürger des Erscheinungsbildes des Ostufers annimmt. In diesem Zusammenhang ist es notwendig, nicht nur die Interessensvertretung gegenüber den Behörden wahrzunehmen, sondern auch immer wieder auf einzelne Bauten hinzuweisen und diese auszuzeichnen. So wie es in diesem Jahr mit dem „Jägerhaus“ geschah. Dazu kann man nur gratulieren.

Während die Vertretung bei den Behörden naturgemäß weitgehend im Stillen vor sich geht, wirkt die Auszeichnung einzelner Objekte nach außen. Nur so kann die Bevölkerung, und nicht nur die Anwohner des Ostufers, immer wieder auf die besonderen Häuser aufmerksam gemacht werden, die so prägend sind für das Erscheinungsbild der Gegend. Damit können die Mühen des Verbandes bei der Auswahl der preiswürdigen Bauten gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Wir wünschen Ihnen und Ihrem Verband weiterhin eine gute Hand und viel Erfolg.

Für die Wanderer und Schwimmer am Ostufer des Starnberger Sees.

(V. KArnapp)

Piloty-Villa wird zum Justizfall

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, lieber Michi,

der Antwort von Herrn Lanzinger vom 28.2. auf eine Anfrage von Christine Mair vom 26.2. haben wir entnommen, dass die Gemeinde Münsing sich damit abfinden will, dass das Landratsamt einen überdimensionierten Neubaukomplex auf dem Grundstück der ehemaligen Piloty-Villa in Ambach genehmigt.

Die Gemeinde hatte ihr Einvernehmen mit dieser Planung aus zutreffenden Gründen verweigert. Darüber hat sich das Landratsamt hinweggesetzt und das Einvernehmen mit fragwürdigen Gründen ersetzt. Die Gemeinde kann sich gegen den Eingriff in ihre Planungshoheit vor dem Verwaltungsgericht wehren.

Der Neubau fügt sich von außen wahrnehmbar nicht in die Umgebungsbebauung ein. Der bestehende Einzelbaukörper wird nach Planung durch ein verbundenes Doppelhaus im Sinn einer Kettenbebauung ersetzt. Dies führt zu einer Verdichtung der Uferbebauung und beeinträchtigt den Blick auf den See, weil die Bebauung wie ein Riegel vor dem See liegt.  Ausmaß und Architektur des Neubaus sprengen das historische Ortsbild an einer vom See aus besonders sichtbaren Stelle.

Da der Neubau nach Stellungnahme des gemeindlichen RA sich nach Art und Maß, der Bauweise und der überbauten Grundstücksfläche nicht in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt, ist er nach §34 Abs. (1) BauGB nicht zulässig. Der Neubau widerspricht zudem, auch nach Ansicht des von der Gemeinde beauftragten Rechtsanwalts (RA Brey), der Zielsetzung des Rahmenplans und ist daher abzulehnen. Die Wirkung des Baurechts auf die sensible Umgebung, insbesondere z.B. auf das nördliche Grundstück, erfordert die strenge Einhaltung der Vorgaben des Rahmenplanes, der klar die Planungsabsichten der Gemeinde formuliert hat.

Bereits ein früherer Eigentümer hat sich über den Denkmalschutz für die alte Piloty-Villa und über den Landschaftsschutz hinweggesetzt, indem er rechtswidrig Teile der Piloty-Villa abgerissen und Bäume gefällt hat. Dass nun weitere Bäume einer überbordenden Neubebauung zum Opfer fallen sollen, ist ein weiterer Schlag gegen die Erhaltung der Kulturlandschaft am Starnberger See.

Wenn die Gemeinde sich vor Gericht gegen die Ersetzung des Einvernehmens wehrt, ist dies auch nicht mit unverhältnismäßigen Kosten verbunden. Bei einem Regelstreitwert von 7.500 Euro ergeben sich Gerichtsgebühren in Höhe von 609 Euro. Die Kosten bewegen sich somit im Rahmen der Ausgaben, die dem Bürgermeister ohne vorherige Zustimmung des Gemeinderats gestattet sind.

In der Gemeinderatssitzung vom 18.2. wurde den Gemeinderäten lediglich mitgeteilt, dass das Landratsamt das gemeindliche Einvernehmen ersetzt hat. Die Möglichkeit einer Klage gegen diese Ersetzung wurde nicht auf die Tagesordnung gesetzt und beraten. Wir bitten die Gemeindeverwaltung, dies bei der nächsten Sitzung des Gemeinderates nachzuholen.

Nach unserem Kenntnisstand könnte die Klagefrist bis zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits abgelaufen sein. Wir bitten die Gemeinde deshalb, zur Fristwahrung unverzüglich Einspruch gegen den Bescheid des LRA für eine mögliche Klage vor dem Verwaltungsgericht München gegen die Ersetzung des gemeindlichen Einvernehmens durch das Landratsamt Bad-Tölz Wolfratshausen zu erheben.

Mit herzlichen Grüßen

Ursula Scriba                                                           Christine Mair

(Gemeinderätin                                                                (Gemeinderätin

Vorsitzende des Ostuferschutzverbands                                    Umweltreferentin

                 Vorsitzende der Bürgerliste)                                 Listentenführerin Bündnis 90 die Grünen)

Der Besuch des Förderkreises Roseninsel im Garten Schloss Ammerland

Schloss Ammerland am Starnberger See und Eigentümer Werner Döttinger, Inhaber des Gabriel-von-Max-Denkmalpreises 2016, erhalten Besuch vom Förderkreis Roseninsel im Mai 2019. Der OSV ist aus der Zeit des Dachverbandes PARKOS mit dem Förderkreis freundschaftlich verbunden und wie bereits bei vorangegangenen Veranstaltungen in Ammerland gibt es eine Führung. Dieses Mal mit dem Eigentümer und Preisträger Werner Döttinger und Ursula Scriba, die durch diese weit ausstrahlende Gartenanlage geleiten.

Wir erinnern uns: Georg von Lerchenfeld verkaufte offensichtlich auf deutlich geäußerten Wunsch der Wittelsbacher die Hofmark Ammerland an Herzog Albrecht Sigmund von Bayern, dem Sohn des Wittelsbacher Prinzen Herzog Albrecht VI, Herzog von Bayern-Leuchtenberg, dem Besitzer des nahen Schloss Eurasburg. Albrecht Sigmund, seit 1652 Bischof von Freising und 1668 auch von Regensburg, ließ sich 1683-85 neben dem alten dreistöckigen (dreigädigen) Sitz ein neues frühbarockes Schloss von Caspar Feichtmayr dem Älteren erbauen. Etwas später errichtete er auch Schloss Allmannshausen etwas nördlich gelegener Blickfang am Seeufer. Im Jahr der Vollendung verstarb der Bischof, sein Bruder Maximilian Heinrich wurde sein Nachfolger. Auch er übte ein hohes kirchliches Amt aus, Erzbischof und Kurfürst von Köln, des Reiches Erzkanzler, Legat des Heiligen Stuhles zu Rom, Bischof von Hildesheim, Münster und Lüttich. Teil des Areals des Schlosses ist die Schlosskapelle mit dem Patrozinium „Heilige Drei Könige“. Herr Pfarrer Kirchbichler sieht in diesem Patrozinium die Verbindung zu Fürstbischof Maximilian Heinrich und seinen Nachfolgern aus dem Haus Wittelsbach. Der Kölner Dom besitzt den Dreikönigen Schrein, der aus dem 12. Jahrhundert stammt und die Reliquien der Heiligen Drei Könige enthält. Nachfolger Neffe Clemens August, einem Sohn Kurfürst Max Emanuels, genannt „Monsieur de Cinq Églises“ (Fürstbischof von 5 Kirchen) rundet das Bild.

Wie erkennen wir wie dieser Garten früher ausgesehen haben könnte? In der gerade angesprochenen Zeit entstand der Garten des Schlosses, wie wir ihn in zwei detaillierten Kupferstichen aus der Zeit um 1700 von Michael Wenig, dem Kupferstecher Kurfürst Ferdinand Marias, überliefert bekommen. Der Garten reicht unmittelbar an das Seeufer. Eine Böschung mit einem erhabenen Mauerkranz und rhythmisch gesetzten Spitzpyramiden schützt die Gartenanlage vor dem See. In der Zentralachse des barocken Haupteingangs mit Blickrichtung See öffnet sich diese Einfassung einer steinernen Treppe als Zugang zum See als Spiegel der fürstlichen Residenz. Dort wartet Ein Schiff auf seine Ausfahrt. Südlich des Hauptgebäudes entwickeln sich drei gerahmte Gärten. Das Schlossgebäude ist völlig frei auf Grün gebettet, ein gestalteter Übergang besteht nicht, allein die Blicke stellen Verbindungen zwischen Anwesen und Gartenelementen her. Südlich vorgelagert fasst eine gliedernde Mauer den Garten ein. Ein Gartenparterre all ìtaliana: Eine Broderie mit Buchsbaumornamente zeichnet das Wappen, gerahmt von floralen Motiven. Kleine, beschnittene Bäume rythmisieren diesen streng geometrischen mit rechteckigen Rabatten gestalteten Garten. Ein ähnlicher Abschnitt jedoch etwa halb so breit rahmt das Schloss auf der Ostseite. Östlich vorgelagert grenzen Schlosskapelle und ein mit entsprechenden Bäumen ornamentierter Garten mit zentralem Pavillon an. Die Schlosskapelle zeigt sich noch ohne Sakristei Anbau.

Denken wir an Versailles, das ab 1661 von Ludwig XIV als barockes Chateau erbaut wurde, erkennen wir, dass die kubisch geformten Schlösser am Starnberger See noch gezeichnet sind von der Katastrophe des 30jährigen Krieges im 17. Jahrhundert, die Renaissance spielt hier noch sehr stark in die Barockzeit hinein.

Was bedeutet dies für den Schlossgarten? In der Renaissance empfand der Mensch den Garten als „dritte Natur“, zwischen Architektur und ungestalteter Natur angeordnet. Der Garten bietet ideale Natur, Ort der Erholung, der Poesie, der geistigen Entspannung und befruchtenden Anregung. Die Formen orientierten sich an Geometrie und strengen Formen. Die Architektur brachte sich mit begrenzenden Mauern, Zäunen und dem Spiel des Raumes folgend Treppen ein, die Höhe erspüren lassen. Die vertikalen Beziehung Gebäude und Gartenarchitektur entwickelte sich über Mittelachsen, Gebäudemitten spiegelten sich in entsprechenden Gartenlinien. In der Malerei bestimmte die Zentralperspektive in dieser Zeit den Aufbau der Gemälde. Das Eingangsportal zum See, die Mitte der sieben Achsen, die Zwiebeltürme als Mitte der Schmalseiten, der fünf Achsen, sie finden sich in den Mittelwegen der Gärten wieder. Proportionen und Maßverhältnisse definierten Architektur und Garten. Der räumliche Ausdruck des Gartens in Ammerland konzentriert sich auf die Treppenanlage zum See, der gewaltig bewegte See kann als Wassermusik verstanden werden, die Begrenzung und Erweiterung zugleich der Anlage bietet.

Sehen wir einen Übergang zum Barockgarten? Er ist erkennbar im Abwenden vom Intimen hin zur großen Geste. Die großen Formate der Gärten, der herrschaftliche Auftritt am See, zur Seite der fürstlichen Seejagden. Die Macht des Menschen über die Natur, die Herrschaft des mächtigen Fürsten über seine Untertanen drückt sich im Beschneiden und Formen der Pflanzen aus.

Werner Döttinger und sein Architekt Stefan Wildgruber vollendeten gegen Ende der 1980er Jahre das Gesamtkunstwerk Schloss Ammerland mit Hilfe der Kupferstiche von Michael Wening. Der Garten entstand neu als Rekonstruktion. Viele Reisen führten die beiden an Fundorte vor allem in Südfrankreich, die sie inspirierten und beschenkten mit Eroberungen und Fundstücken, die heute in Haus und Garten zu finden sind. Die Gesamtkomposition gelang so vollkommen, dass vor ein paar Jahren das Landesamt für Denkmalpflege überlegte, diesen Garten unter Denkmalschutz zu stellen. Der Blick über den Gartenzaun oder zukünftig die Fenster der Sakristei der Kapelle lässt uns alle täglich Zeugen dieses kulturellen Höhepunktes Ammerlands sein.

Ursula Scriba

  1. Vorsitzende des Ostuferschutzverbandes